Frühlingsgefühle im Pastell-Look
Frühling fotografieren und skizzieren: Wie Pastellfarben die Natur neu erzählen
Der Frühling ist eine der aufregendsten Jahreszeiten für Fotografen und Urban Sketcher. Mit der Rückkehr des Lichts und den ersten warmen Tagen ändert sich nicht nur die Natur, sondern auch die Art und Weise, wie wir sie wahrnehmen. Die Luft ist klarer, die Farben sanfter und die Motive vielseitiger. Die besondere Lichtstimmung und die Pastelltöne des Frühlings laden dazu ein, sich intensiver mit der Umgebung auseinanderzusetzen – sei es durch die Linse der Kamera oder mit Skizzenstift und Aquarellkasten. In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen, wie Fotografie und Urban Sketching gemeinsam genutzt werden können, um den Frühling in all seinen Facetten festzuhalten.

Fotografie: Die sanften Farben des Frühlings einfangen
Frühling bedeutet für mich nicht nur das Aufblühen der Natur, sondern auch eine Veränderung in der Art und Weise, wie das Licht mit der Umgebung interagiert. Die sanften Pastelltöne, die in dieser Jahreszeit dominieren, lassen sich in der Fotografie gezielt herausarbeiten.
Licht nutzen, um die zarten Farben zu verstärken
Das Licht im Frühling ist oft weicher als im Sommer, besonders in den Morgen- und Abendstunden. Diese Zeitfenster sind ideal, um die sanften Farbtöne der Jahreszeit festzuhalten. Direktes Mittagslicht kann die feinen Abstufungen oft überstrahlen, daher arbeite ich bevorzugt mit seitlichem oder diffusem Licht.
- Tipp: Nutze die Stunden früh am Morgen oder am späten Nachmittag, um die Szene in ein warmes, weiches Licht zu tauchen. Dabei hilft es, die Kamera so zu positionieren, dass das Licht sanft auf die Blüten oder Landschaft fällt, um deren Texturen hervorzuheben.

Um diesen hellen und weichen Bildeindruck zu erzeugen, sorgt dafür, dass der Hintergrund und Teile des Motivs schnell unscharf werden. Dadurch fließen die Farbtöne ineinander und verstärken den Pastell-Look. Das gelingt am besten mit einem Objektiv mit einer langen Brennweite (zum Beispiel 100 mm) und einer kleinen Blende (f/2.8 oder f/3.5). Diese Kombination sorgt für ein schönes, weiches Bokeh und hebt das Motiv inmitten der Pastellfarben hervor.
Nachbearbeitung für den perfekten Pastell-Look
Nach der Aufnahme geht es an die Nachbearbeitung, um die sanften Töne weiter herauszuarbeiten. Ich nutze dafür folgende Techniken:
- Weißabgleich anpassen: ein leicht wärmerer Ton kann das Bild harmonischer wirken lassen.
- Lichter reduzieren und Tiefen anheben: Dadurch kommen feine Farbnuancen besser zur Geltung.
- Sättigung reduzieren, Dynamik erhöhen: So wirken Farben weniger knallig und dennoch lebendig.
Um den Pastell-Look weiter zu verstärken, kannst du mit der Teiltonung arbeiten, um den Lichtern und Tiefen im Bild einen dominierenden Farbton zu verleihen, der das Frühlingsmotiv unterstreicht.

Die geheime Farbenwelt der Bienen
Während wir uns als Fotografen und Urban Sketcher auf die zarten Pastellfarben des Frühlings konzentrieren, nehmen Honigbienen ihre Umwelt in einer ganz eigenen Farbwelt wahr. Während Menschen drei Farbrezeptoren für Blau, Grün und Rot besitzen, verfügen Bienen über ein anders zusammengesetztes Farbspektrum: Sie können Blau, Grün und Ultraviolett (UV) sehen, nehmen jedoch kein Rot wahr und Gelb erscheint ihnen bspw. als Purpur. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Art der Wahrnehmung und ihr Verhalten bei der Nahrungssuche.
Blütenpflanzen haben sich im Laufe der Evolution an die visuellen Fähigkeiten von Bestäubern wie Bienen angepasst. Viele Blüten, die für das menschliche Auge schlicht erscheinen, zeigen unter UV-Licht komplexe Muster und Kontraste. Diese UV-Markierungen dienen als optische Wegweiser für die Bienen und lenken sie gezielt zur Nektarquelle. So erscheinen beispielsweise Sonnenaugen für Menschen einfarbig gelb, während Bienen sie als zweifarbig wahrnehmen – mit einem dunkleren Zentrum, das sie direkt zur Blütenmitte führt.
Die Sehgeschwindigkeit von Honigbienen ist beeindruckend: Während Menschen etwa 25 Bilder pro Sekunde wahrnehmen, registrieren Bienen bis zu 330 Bilder pro Sekunde. Dies ermöglicht ihnen eine außergewöhnlich schnelle Verarbeitung von Bewegungen und visuellen Reizen, was essenziell für das Fliegen und die Orientierung in komplexen Blütenlandschaften ist. Ihre Facettenaugen, bestehend aus Tausenden von Einzelaugen, nehmen die Welt mosaikartig wahr und liefern ein hochsensibles Bild ihrer Umgebung.
Die Fähigkeit der Bienen, Farben anders als Menschen wahrzunehmen, hat tiefgreifende ökologische Bedeutung. Die Evolution hat Pflanzen und Bestäuber in einem wechselseitigen Anpassungsprozess geformt, sodass die Bienen durch ihre UV-Sicht optimal auf das Auffinden von Nektarquellen vorbereitet sind. Dieses komplexe Zusammenspiel zwischen Blüten und Bestäubern trägt zur Erhaltung der Biodiversität bei und verdeutlicht, wie einzigartig die Wahrnehmungswelt der Honigbienen ist.

Dieser spezielle Blick auf die Welt macht den Frühling nicht nur für uns zu einer bunten Zeit, sondern auch für die Bienen, die durch ihre einzigartige Farbwahrnehmung die Natur in einem völlig anderen Licht erleben – ein faszinierendes Schauspiel, das uns zeigt, wie unterschiedlich und zugleich perfekt abgestimmt das Farbsehen in der Natur sein kann. Nicht nur die Wahrnehmung der Natur und Farben von Bienen, oder durch Fotografie entscheiden sich, sondern auch die Wahrnehmung, mit der man die Natur als Urban Sketcher wahrnimmt.
Urban Sketching: Frühling mit dem Skizzenblock erleben
Fotografie und Urban Sketching ergänzen sich hervorragend. Das Skizzieren erfordert ein genaues Beobachten der Umgebung, wodurch man sich noch intensiver mit den Lichtverhältnissen und Farbnuancen der Natur auseinandersetzt.
Pastellfarben bewusst einsetzen
Im Frühling sind sanfte Farben gefragt. Beim Aquarellieren oder mit Pastellstiften lassen sich die feinen Übergänge zwischen Himmel, Blättern und Blüten besonders gut einfangen. Ich mische oft nur wenig Pigment mit viel Wasser, um die Transparenz der Farben zu bewahren.
Techniken:
- Lasuren: Mehrere dünne Farbschichten übereinanderlegen, um Tiefe und Struktur zu erzeugen.
- Negativmalerei: Helle Elemente wie Blüten hervorheben, indem der Hintergrund dunkler gestaltet wird.
- Farbverläufe nutzen: Himmel und sanfte Lichtstimmungen mit fließenden Farbverläufen schaffen.
Zeichnen und Wahrnehmen schulen
Beim Urban Sketching ist der Prozess des Zeichnens oft genauso wertvoll wie das Endergebnis. Indem man sich längere Zeit in der Natur aufhält und genau beobachtet, wird man sensibler für die Farben, Formen und das Licht. Diese ruhige, intensive Wahrnehmung ermöglicht es, kreativer mit der Szenerie zu interagieren.
Fazit: Die Kombination aus Fotografie und Urban Sketching
Beide Medien bieten unterschiedliche Wege, den Frühling festzuhalten. Während die Kamera hilft, einen Moment in all seinen Details einzufangen, ermöglicht das Skizzieren eine freiere Interpretation der Szenen. Für diesen Beitrag habe ich mein erstes reines Naturmotiv als Urban Sketcher gezeichnet und hier eingefügt. Die Stunden, die ich draußen verbracht habe, haben mir noch einmal bewusst gemacht, wie tief und intensiv man Farben, Licht und Formen in der Natur wahrnehmen kann.
Egal ob du mit der Kamera oder dem Skizzenbuch unterwegs bist - der Frühling ist die perfekte Zeit, um kreative Ideen umzusetzen. Nutze die Gelegenheit, die sanften Farben dieser Jahreszeit sowohl in Bildern als auch in Skizzen einzufangen! Mehr von meiner Urban Sketching Kunst findest du hier.


Ob durch die Linse der Kamera, den Strich eines Skizzenstifts oder die facettenreichen Augen einer Biene – der Frühling offenbart sich auf viele verschiedene Arten und Farben. Während wir in Fotografie und Urban Sketching mit Licht und Farben spielen, entdecken Bienen eine ganz eigene, für uns unsichtbare Welt voller UV-Muster. Doch eines verbindet uns alle: die Faszination für die erwachende Natur und die farbenfrohen Eindrücke dieser besonderen Jahreszeit. Wenn du noch mehr Tipps und Inspirationen suchst, wie du die Magie des Frühlings fotografisch einfangen kannst, dann schau doch mal hier vorbei: Frühling fotografieren – Lichtemotionist.
Quellen zum Farbsehen der Bienen:

Lichtemotionist - Tobias Ackermann
Autor; Künstler

Alicia Ackermann
Co-Autor; M.Sc. Meeresbiologie






