Schwäbisch-Alemannische Fastnacht

Tobias Ackermann • 3. März 2025

Schwäbisch-alemannische Fastnacht: Tradition, Bräuche & Fotografie-Tipps

Die schwäbisch-alemannische Fastnacht ist mehr als nur eine Faschingszeit – sie ist ein lebendiges Kulturerbe mit tiefen Wurzeln in der Geschichte. Besonders in Donaueschingen und dem Schwarzwald-Baar-Kreis wird die "Fasnet" mit einzigartigen Bräuchen, Figuren und Narrenzünften gefeiert. Doch was macht sie so besonders, worin liegt der Unterschied zum Karneval – und wie fängt man das Spektakel fotografisch ein?


Die Ursprünge der Fastnacht

Die Fasnacht blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bis in die vorchristliche Zeit reicht. Ein Hinweis auf ihre Ursprünge findet sich in Rottweil. Ursprünglich diente das Fest als Übergangsritual, bei dem Maskierungen und ausgelassene Feiern die Geister des Winters vertreiben sollten. Später wurde die Fasnacht mit christlichen Traditionen verbunden, insbesondere mit dem Fastnachtsdienstag, der den Beginn der Fastenzeit markiert. Noch heute bewahren viele Fastnachtsbräuche ihre vorchristlichen Elemente, wie die auffälligen Masken, die häufig Dämonen oder Tiere darstellen.


Der Narr – Mehr als nur ein Spaßvogel

Das Wort „Narr“ steht im Alltag oft für Begriffe wie Tor, Tölpel, Kindskopf oder Spaßvogel. Doch im deutschen Südwesten hat der Narr eine ganz andere Bedeutung: Hier sind Narren zentrale Figuren der schwäbisch-alemannischen Fasnet, die mit einem kunstvollen Häs (Fastnachtsgewand) und einer handgeschnitzten Holzmaske auftreten. Sie verkörpern keine Einzelfiguren, sondern gehören zu großen Narrenzünften mit festen Traditionen.

Auf der Baar, östlich des Schwarzwalds, sind vor allem die Weißnarren verbreitet. Zu den ältesten und bekanntesten Figuren zählen der Narro aus Villingen und der Hansel aus Donaueschingen, deren kunstvolle Gewänder mit Glocken und Stickereien verziert sind.

Masken und Kostüme

Verkleidungen sind ein fester Bestandteil der Fasnacht. Masken spielen eine zentrale Rolle und haben nicht nur symbolische Bedeutung, sondern sollen auch böse Geister abwehren. In vielen Regionen des Südwestens werden diese Masken von Hand geschnitzt und gelten als wahre Kunstwerke. Die Wahl der richtigen Verkleidung erfolgt in einfachen Kostümen oder aufwendigen, historischen Gewändern. Wer die Fasnacht im Südwesten erleben möchte, kommt an dieser Tradition nicht vorbei.

Wer einem traditionellen Narren ein Lob für sein Outfit aussprechen möchte, sollte auf den Begriff „Kostüm“ verzichten. In Süddeutschland wird die Verkleidung als „Häs“ bezeichnet, der Träger als „Hästräger“ oder „Mäschgerle“. Das Häs ist ein Zeichen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Fastnachtszunft und symbolisiert die Rolle des Trägers innerhalb dieser Zunft.

Karneval vs. schwäbisch-alemannische Fastnacht – Wo liegt der Unterschied?

Während der rheinische Karneval von Prunksitzungen, Funkenmariechen und politischen Büttenreden geprägt ist, steht in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht das Brauchtum im Vordergrund. Charakteristisch sind handgeschnitzte Holzmasken („Larven“), urige Gewänder und archaische Narrenfiguren, die durch die Straßen ziehen. Die Umzüge haben oft eine mystische, manchmal unheimliche Atmosphäre – begleitet von Trommeln, Peitschenknallen und den typischen Narrenrufen.


Fastnachtsfiguren & Bräuche in Donaueschingen und Umgebung

Jede Ortschaft im Schwarzwald-Baar-Kreis hat ihre eigenen Narrenzünfte mit teils jahrhundertealten Figuren. Hier eine Auswahl der wichtigsten Fastnachtsgruppen:

  • Wuhrhexen Allmendshofen
  • Urhexen Riedöschingen
  • Belzä Buabä
  • Stadthexen Donaueschingen
  • Schellenberghexen
  • Hans Heini & Hüfinger Hansel
  • Hansel und Gretle | Narrenzunft Frohsinn 1853 e. V.
  • Ignaz, Severin und Oberbolizei | Narrenzunft Frohsinn 1853 e. V.
  • Plääri | Narrenzunft Frohsinn 1853 e. V.
  • Scherenmann Hüfingen
  • Riedböcke Allmendshofen
  • Klosternarren Neudingen
  • Musikkapelle Fürstenberg
  • Schnufer Pfohren
  • Aasemer Dominos
  • Siireschalm
  • Berghexen Hüfingen


Fastnachtslieder und Musik

Musik ist ein wichtiger Bestandteil der Fasnacht. In vielen Regionen wird traditionelle Fastnachtsmusik gespielt, oft mit Blasmusik oder Guggenmusik, bei der schrille Trommeln und Blechblasinstrumente den Takt angeben. Die Musik trägt zur Feststimmung bei und sorgt für die richtige Atmosphäre während der Umzüge und Feiern.

Fotografie-Tipps für die Fastnacht

Die Fasnacht ist ein Paradies für Fotografen, aber die besonderen Bedingungen erfordern einige Tipps:


🎭  Dynamiken einfangen:  Die Umzüge sind voller Bewegung: springende Narren, tanzende Gruppen, fliegende Konfetti. Hier ist die richtige Technik entscheidend. Die lebhaften Umzüge mit ihren Narren und maskierten Gestalten erfordern kurze Belichtungszeiten, um Bewegungen scharf festzuhalten. Außerdem kannst du den Serienbildmodus nutzen um den perfekten Moment einzufangen und verschiedene Perspektiven ausprobieren um ungewöhnliche Blickwinkel und Dynamiken ins Bild einzubringen. Besonders bei den Hexen, die sich oft sehr dynamisch bewegen.

🎭   Lichtverhältnisse meistern: Viele Veranstaltungen finden am Abend oder in engen Gassen statt. Eine lichtstarke Linse oder ein höherer ISO-Wert kann hier helfen. Auch das Licht von Straßenlaternen und Beleuchtungen kann helfen besondere Stimmungen zu schaffen.

🎭  Emotionen und Details betonen: Die handgeschnitzten Masken und kunstvollen Gewänder bieten tolle Motive. Sie verdienen Nahaufnahmen, um ihre Feinheiten sichtbar zu machen. Interaktionen zwischen Narren und Zuschauern zeigen die besondere Stimmung der Fasnacht und machen die Bilder lebendig. Die Fasnacht lebt von der Begeisterung und Leidenschaft der Narren und Zuschauer. Fotografiere nicht nur die Masken, sondern vor allem die Emotionen dahinter und die durch große oder aber auch kleine schnell übersehbare Gestiken transportiert werden: ein strahlendes Kind, das einem Narr die Hand gibt oder die Interaktionen der Narren und Hästräger untereinander. Solche Momente transportieren die wahre Magie des Fests.

🎭  Atmosphäre einfangen: Nicht nur die Narren, sondern auch Nebel, Fackeln, Publikum und Fachwerkhäuser machen die Fastnacht einzigartig. Neben klassischen Aufnahmen lohnen sich ungewöhnliche Perspektiven, um das Geschehen aus einer neuen Sicht zu zeigen. Auch ein spezieller, Kinohafter Bildlook in der Bildnachbearbeitung kann eine emotionale Aufladung des Bildes schaffen.

Die Fastnacht ist für mich eine abwechslungsreiche Gelegenheit, meine fotografischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und kreativ zu werden. Die bunten Masken, die mitreißende Stimmung und die Dynamik der Umzüge bieten eine perfekte Spielwiese, um neue Techniken auszuprobieren. Jedes Jahr entdecke ich neue Perspektiven und einzigartige Motive, die meine Begeisterung für die Fotografie weiter inspirieren.🎭📷



Weitere Bildideen findet ihr auf: https://www.lichtemotionist.de/fastnachtsumzug-in-donaueschingen

Lichtemotionist - Tobias Ackermann

Autor; Künstler

Alicia Ackermann

Co-Autor; M.Sc. Meeresbiologie

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von Tobias Ackermann 31. Mai 2025
Morgens um sieben im Mistelbrunner Wald – ein Shooting mit Sebastian Schnitzer Ich packe meine Ausrüstung meistens am Abend vor einem Shooting oder einer geplanten Fototour. Meine Kamera, Objektive, voll aufgeladene Akkus, Stativ und was für die geplanten Fotos noch gebraucht wird. Wenn ich rausfahre, will ich nicht basteln oder überprüfen müssen, ich will fotografieren. Dieses Mal ging es in den Mistelbrunner Wald, einen Ort, den ich gut kenne, weil ich schon oft dort war und der Wald sozusagen der Wald war indem meine Waldfotografie ihre Geburt hatte. :) Der Wald ist ruhig, hat klare Linien, einen von Moos bedeckten Boden, er ist nicht zu dicht, hat Lichtungen und eine Mischung aus Nadel- und jungen Laubbäumen. Die letzten Wochen hatte sich eine Idee in meinem Kopf entwickelt, ein natürliches Fotoshooting eines Wanderers auf seinem Weg durch den Wald, der zwischendurch eine kurze Pause macht und ein heißes Getränk genießt. Um diese Idee umzusetzen brauchte ich neben meiner Kameraausrüstung natürlich auch einen Wanderer. Also fragte ich Seppi (Sebastian Schnitzer) , der schon öfter mit mir kreative Ideen umgesetzt hat und bei dem ich weiß, dass er jemand ist, bei dem meine Idee natürlich rüber kommt: jemand draußen, früh unterwegs, achtsam, echt. Das Setting – bewusst einfach Da wir ja ein natürliches Shooting haben wollen, bleibt das Setting bewusst einfach: Seppi, der Wald, ein Aufsteckblitz mit Stativ und Schirm. Früh morgens ging es also für uns in den Wald, damit die Luft noch schön kühl ist um den Dampf des heißen Getränks auf den Bildern sichtbar zu machen. Kurz nach Sonnenaufgang ging es in den Wald um ein paar Locations festzulegen. Auf den Behind-the-Scenes-Bildern sieht man das ganz gut: Ich arbeite mit einem Aufsteckblitz, und einem weißen Durchlichtschirm. Kein Monster-Setup, aber genug, um gezielt Licht zu setzen, das wirkt, ohne aufzufallen. In diesem Fall den Schatten etwas aufzuhellen.
von Tobias Ackermann 24. Mai 2025
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von Tobias Ackermann 10. Mai 2025
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