Tiere vor der Linse - vom Summen der Bienen bis zum Quaken der Frösche
Tiere vor der Linse - vom Summen der Bienen bis zum Quaken der Frösche
Die Fotografie von Tieren hat etwas Faszinierendes. Ob winzige Insekten wie Bienen oder Schmetterlinge, ein Frosch der am Teichrand sitzt, oder eine Spinne im Netz. Sie alle eröffnen uns eine Welt, die im Alltag oft übersehen wird. Wer sich mit der Kamera auf diese Suche begibt, betritt eine Welt voller Bewegung, Lichtspiele und überraschender Begegnungen. Doch so einzigartig das Ergebnis sein kann, so herausfordernd ist der Weg dorthin.
Herausforderungen der Tierfotografie
Die größte Schwierigkeit liegt in der Unberechenbarkeit. Tiere folgen nicht unserem Plan, sie haben ihren eigenen Rhythmus. Ein Schmetterling bleibt selten länger als ein paar Sekunden auf einer Blüte sitzen, bevor er weiterflattert. Eine Biene ist ständig in Bewegung, sammelt Nektar, fliegt weiter, kehrt zurück. Und ein Frosch springt genau dann ins Wasser, wenn man endlich den Fokus gefunden hat.
Ein weiterer Punkt ist die Größe. Insekten sind klein, oft winzig und bewegen sich schnell. Hier stößt man mit normaler Ausrüstung schnell an Grenzen. Umso wichtiger ist es, Geduld zu entwickeln und sich auf die Perspektive des Tieres einzulassen.
Fototipps und Bildbeispiele
- Die Biene auf Lavendel
Bienen fliegen ständig von Blüte zu Blüte. Man hat oft nur ein bis zwei Sekunden Zeit, den Fokus korrekt zu setzen.
Tipp:
Stelle die Kamera vorher auf die Stelle ein, an der die Hummel voraussichtlich landen wird. Ein Makroobjektiv mit schneller Fokussierung ist hier Gold wert.
2. Die Biene im goldenen Licht
Das helle Gelb reflektiert stark und die Biene hebt sich nicht immer klar ab. Mit leicht seitlichem Lichteinfall und einem bewusst gewählten ruhigen unscharfen Hintergrund lassen sich Konturen und Farben der Tierchen besser hervorheben.
3. Der Schmetterling auf Spitzwegerich
Schmetterlinge sind scheu und fliegen schnell weg, wenn man sich zu hastig nähert. Langsame, ruhige Bewegungen und Tele-Makro-Einstellungen machen es möglich, eine natürliche Nähe herzustellen, ohne das Tier zu stören.
Besonders morgens sind Schmetterlinge und Insekten im allgemeinen noch träger und leichter abzulichten.

4. Ameisen und Blattläuse. Das verborgene Zusammenspiel
In dieser winzigen Welt ist es schwierig, alle Details scharf einzufangen. Dazu kommen schnelle Bewegungen der Ameisen. Eine höhere Blendenzahl (z.B. f/8) erhöht die Schärfentiefe, sodass auch mehrere Tiere gleichzeitig im Fokus liegen. Geduld und ein Stativ sind hier unverzichtbar.

5. “Ich sehe dich!” Der Frosch im Wasser
Nur die Augen schauen aus dem Wasser, das Tier ist jederzeit bereit abzutauchen. Außerdem spiegelt die Wasseroberfläche stark. Wichtig ist, den Moment abzuwarten, wenn der Frosch ruhig bleibt. Dann entstehen stille Bilder. Eine Perspektive auf Augenhöhe mit den Tierchen wirkt interessanter, weil wir sonst meistens von oben auf diese schauen.

6. Wollschweber an einer Blüte
Der Wollschweber schwebt wie ein Kolibri in der Luft und bleibt selten still. Nutze kurze Verschlusszeiten (1/1000 s oder schneller) im Serienmodus.
So lassen sich die Insekten einfrieren und dennoch scharfe Bilder erzielen, vorausgesetzt man hat genug Licht.

7. Kreuzspinne im Netz
Spinnennetze reflektieren das Licht unterschiedlich, wodurch schnell Überstrahlungen oder unsichtbare Fäden entstehen. Am besten fotografiert man das Netz im schrägen Seitenlicht. Das hebt die Fäden plastisch hervor. Bei dunklem Hintergrund entsteht ein besonders starker Kontrast.

Warum Insekten für die Welt unverzichtbar sind
Insekten gehören zu den bedeutendsten Organismen unseres Planeten, weil sie eine Vielzahl ökologischer Aufgaben übernehmen.
Sie sind unverzichtbare Bestäuber: Schätzungen zufolge sind rund 80 Prozent aller Pflanzenarten auf ihre Dienste angewiesen. Ohne Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer gäbe es viele unserer Obst- und Gemüsepflanzen nicht mehr.
Doch ihre Bedeutung reicht weit darüber hinaus. Insekten bilden die Nahrungsgrundlage für zahlreiche andere Tiere wie Vögel, Amphibien, Reptilien und kleine Säugetiere, wodurch sie eine zentrale Rolle in den Nahrungsnetzen einnehmen.
Gleichzeitig tragen sie wesentlich zum Nährstoffkreislauf bei, indem sie abgestorbenes Pflanzenmaterial oder tote Tiere zersetzen und so wichtige Nährstoffe zurück in den Boden bringen.
Darüber hinaus gelten sie als empfindliche Bioindikatoren: Schon kleine Veränderungen in der Umwelt spiegeln sich in ihren Populationen wider und geben Aufschluss über den Zustand ganzer Ökosysteme.
Das viel diskutierte Insektensterben ist deshalb nicht nur ein Verlust an Artenvielfalt, sondern eine Bedrohung für die Stabilität unserer Lebensräume und letztlich auch für unsere eigene Lebensgrundlage.
Die Faszination des Moments
Am Ende bleibt die Tierfotografie eine Begegnung mit dem Hier und Jetzt. Wer mit der Kamera draußen unterwegs ist, lernt, aufmerksam zu werden. Ein Rascheln im Gras, ein Summen am Ohr, ein kleiner Schatten am Waldrand und plötzlich entdeckt man Dinge, die man sonst übersehen hätte.
Fotografieren heißt, diese Augenblicke zu bewahren. Nicht, um sie festzuhalten, sondern um sie bewusster zu erleben. Jede Aufnahme ist ein kleines Stück Erinnerung an die Vielfalt und Schönheit unserer Mitgeschöpfe.
Wenn du die fleißigen Helfer oder die schönen Strukturen der Schmetterlinge in deinem Zuhause haben möchtest, schau doch mal in meinem Shop vorbei und lass dich inspirieren.

Lichtemotionist - Tobias Ackermann
Autor; Künstler

Alicia Ackermann
Co-Autor; M.Sc. Meeresbiologie



















