Waldgeheimnisse

Tobias Ackermann • 24. Mai 2025

Waldgeheimnisse - eine filmische Reise ins Herz des Schwarzwalds

Manchmal braucht es keinen großen Plan, nur die richtige Richtung. Bei diesem Projekt war das Ziel klar: Den Wald nicht nur zeigen, sondern spürbar machen. Nicht als Kulisse, sondern als Ursprung. Und Menschen porträtieren, die nicht vom Wald reden, sondern mit ihm arbeiten.

Im Schwarzwald habe ich genau solche Menschen getroffen. Die Möbelmacher von woodesign. Keine Industrie, kein Fließband, eine Möbelwerkstatt in St. Georgen, die altes Holz aus abgerissenen Schwarzwaldhäusern verwendet, um daraus neue, zeitlose Möbel zu bauen. Hier entstehen Stücke, die nicht nur aus Holz sind, sondern aus Haltung. Die Männer und Frauen dort – ruhig, konzentriert, mit dem Blick fürs Wesentliche – leben ihr Handwerk. Sie schleifen nicht nur Oberflächen, sie formen Charakter.

Handwerk mit Herkunft

Ich wollte keine Imagebilder produzieren. Der Film zeigt keine spektakulären Maschinen, sondern langsame, präzise Bewegungen. Ich wollte begreifen, was es heißt, Holz wirklich zu kennen. Also bin ich mit der Kamera tief rein. Zwischen Holzspäne, Hobelbänke und Lichtkegel. Ich habe Hände gefilmt, die Maserungen lesen wie andere Menschen Bücher. Habe Werkzeuge eingefangen, die über Jahrzehnte benutzt wurden, als wären sie Teil der Familie.

Blick unter Wasser in der Donauquelle in Donaueschingen

Was dabei entstanden ist, ist kein Werbefilm, sondern ein kleines Portrait in Bewegung. Eine filmische Beobachtung. Gedreht mit natürlichem Licht, ergänzt durch gezielte Spots, die nur das unterstreichen, was sowieso da war: echte Konzentration, klare Formen, ehrlicher Umgang mit Material.

Bilder, die Holz hörbar machen

Zwischen den Werkstattszenen war für mich klar: Diese Geschichte braucht den Wald selbst. Nicht als Fußnote, sondern als Protagonisten. Ich habe Makroaufnahmen gemacht, Nahaufnahmen von Rinde, Moos, Licht, das durch Äste fällt. Ich bin früh los, stand im Nebel, habe auf das richtige Licht gewartet. Der Schwarzwald hat seine eigene Sprache, man muss sich nur die Zeit nehmen, um zuzuhören.

Klang statt Kommentar

Was diesen Film besonders macht, ist die Musik. Sebastian Schnitzer hat den Soundtrack selbst komponiert – direkt am Flügel, während der Rohschnitt lief. Er hat improvisiert, gespielt, verworfen, neu angesetzt. Am Ende blieb ein Motiv, das alles zusammenhält. Der Titel: „La Madera“, Spanisch für Holz.

Dazu kommen die Originalgeräusche aus der Werkstatt und aus dem Wald. Kein Sounddesign aus der Konserve, sondern echte Aufnahmen. Selbst das Ticken des Hobels oder der Klang von Holz auf Metall wurde vor Ort aufgenommen, auch wenn das nicht immer reibungslos lief: Genau während der Tonaufnahme startete der Nachbar seine Bandprobe. 😄

Was mich an diesem Projekt begeistert hat

Es war die Kombination aus Stille und Präsenz. Aus rauer Handarbeit und feiner Präzision. Ich habe selten Menschen erlebt, die so klar mit dem arbeiten, was sie vor sich haben. Ohne Show, ohne Worte. Nur durch das was sie tun.

Die Kamera musste sich zurücknehmen. Ich habe viel beobachtet, lange Einstellungen gewählt, wenig Schnitte. Alles durfte atmen. Genau das war die Herausforderung: nicht zu viel machen, sondern das zulassen, was schon da ist.



Holz als biologisches Gedächtnis – Die Wissenschaft der Dendrochronologie

Holz erzählt Geschichten, die oft Jahrhunderte überdauern. Jeder Baum zeichnet seine Lebensbedingungen in einer Abfolge von Jahresringen auf. Breite Ringe stehen für gute Wachstumsjahre, schmale Ringe für Trockenzeiten, Frost oder andere Belastungen. Auch Feuer, Überschwemmungen, Stürme oder Schädlingsbefall hinterlassen charakteristische Spuren im Holz.

Die Wissenschaft, die diese Informationen entschlüsselt, heißt Dendrochronologie – abgeleitet vom Griechischen „dendron“ (Baum) und „chronos“ (Zeit). Durch die Analyse der Jahresringabfolgen können Umweltbedingungen exakt einem Kalenderjahr zugeordnet werden. Mit Vergleichsreihen, sogenannten Standard- oder Regionalchronologien, gelingt es, die Geschichte eines einzelnen Holzstücks präzise einzubetten. Besonders wertvoll ist diese Methode für die Archäologie, Klimaforschung und die Denkmalpflege.

Jahresringe dienen dabei nicht nur der Altersbestimmung. Sie ermöglichen auch Rückschlüsse auf vergangene Klimaverläufe, Naturkatastrophen und menschliche Eingriffe in die Landschaft. In Mitteleuropa wurden auf Basis dendrochronologischer Daten nahezu lückenlose Klimarekonstruktionen der letzten 10.000 Jahre erstellt.

Wald. Handwerk. Haltung.

„Waldgeheimnisse“ ist für mich mehr als ein Projekt gewesen. Es ist eine Erinnerung daran, wie nah Natur und Gestaltung beieinander liegen können. Wie stark Bilder wirken, wenn sie nicht schreien, sondern zuhören. Und wie man mit Licht und Ton Geschichten erzählen kann, die leise anfangen – aber lange nachhallen.

Wer Holz nur als Möbel sieht, sollte sich das anschauen. Und wer glaubt, dass Handwerk nichts mit Kunst zu tun hat, auch.

Mehr Eindrücke gibt es auf 👉 lichtemotionist.de/waldgeheimnisse


Quellen:

Dendrochronologie (Methode)

Dendrochronologie

Fundamentals of Tree Ring Research (Speer, 2010)

Lichtemotionist - Tobias Ackermann

Autor; Künstler

Alicia Ackermann

Co-Autor; M.Sc. Meeresbiologie

von Tobias Ackermann 31. Mai 2025
Morgens um sieben im Mistelbrunner Wald – ein Shooting mit Sebastian Schnitzer Ich packe meine Ausrüstung meistens am Abend vor einem Shooting oder einer geplanten Fototour. Meine Kamera, Objektive, voll aufgeladene Akkus, Stativ und was für die geplanten Fotos noch gebraucht wird. Wenn ich rausfahre, will ich nicht basteln oder überprüfen müssen, ich will fotografieren. Dieses Mal ging es in den Mistelbrunner Wald, einen Ort, den ich gut kenne, weil ich schon oft dort war und der Wald sozusagen der Wald war indem meine Waldfotografie ihre Geburt hatte. :) Der Wald ist ruhig, hat klare Linien, einen von Moos bedeckten Boden, er ist nicht zu dicht, hat Lichtungen und eine Mischung aus Nadel- und jungen Laubbäumen. Die letzten Wochen hatte sich eine Idee in meinem Kopf entwickelt, ein natürliches Fotoshooting eines Wanderers auf seinem Weg durch den Wald, der zwischendurch eine kurze Pause macht und ein heißes Getränk genießt. Um diese Idee umzusetzen brauchte ich neben meiner Kameraausrüstung natürlich auch einen Wanderer. Also fragte ich Seppi (Sebastian Schnitzer) , der schon öfter mit mir kreative Ideen umgesetzt hat und bei dem ich weiß, dass er jemand ist, bei dem meine Idee natürlich rüber kommt: jemand draußen, früh unterwegs, achtsam, echt. Das Setting – bewusst einfach Da wir ja ein natürliches Shooting haben wollen, bleibt das Setting bewusst einfach: Seppi, der Wald, ein Aufsteckblitz mit Stativ und Schirm. Früh morgens ging es also für uns in den Wald, damit die Luft noch schön kühl ist um den Dampf des heißen Getränks auf den Bildern sichtbar zu machen. Kurz nach Sonnenaufgang ging es in den Wald um ein paar Locations festzulegen. Auf den Behind-the-Scenes-Bildern sieht man das ganz gut: Ich arbeite mit einem Aufsteckblitz, und einem weißen Durchlichtschirm. Kein Monster-Setup, aber genug, um gezielt Licht zu setzen, das wirkt, ohne aufzufallen. In diesem Fall den Schatten etwas aufzuhellen.
von Tobias Ackermann 10. Mai 2025
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