Herbstlicht über der Zollernalb - eine Fotowanderung mit Aussicht auf die Burg Hohenzollern
Herbstlicht über der Zollernalb - eine Fotowanderung mit Aussicht auf die Burg Hohenzollern
Es ist bereits gegen Nachmittag, als wir den Wanderparkplatz Traufgang Zollerblick erreichen. Die Sonne steht schon merklich schräg, das Licht hat diesen warmen, goldenen Ton, den es nur im Herbst gibt. Genau diese Stimmung wollen wir heute einfangen. Auf einer Fotowanderung mit Aussicht auf die Burg Hohenzollern, die wie eine Märchenburg auf ihrem kegelförmigen Berg thront. Unsere Runde führt uns vom Parkplatz zum Nägelehaus, weiter zum Raichbergturm, über den Hangenden Stein zum Hohenzollernblick und schließlich zum Zollersteighof, wo wir den Tag bei Kaffee ausklingen lassen.
Start am Wanderparkplatz Traufgang Zollerblick
Die Luft ist frisch, aber heute scheint tatsächlich auch mal wieder die Sonne. Um uns herum stehen mächtige Buchen und Ahornbäume, deren Kronen bereits in Gelb, Orange und Rot schimmern. Hier oben auf der Alb wirkt der Herbst besonders intensiv. Die Wälder sind großflächig von Laubwäldern geprägt, dazwischen setzen dunkle Nadelbäume Kontraste.
Fotografisch ist die Nachmittagszeit ein Geschenk: Das Licht ist weicher als mittags, aber noch hell genug, um kurze Belichtungszeiten zu nutzen. Hier lohnt es sich, gleich zu Beginn mit einem Teleobjektiv einzelne Bäume oder Baumgruppen herauszulösen. Wenn die Sonne flach über den Hang kommt, werden Strukturen im Gras sichtbar, kleine Wellen und Furchen. Ideale Linien, um den Blick ins Bild zu lenken.

Fototipp: Stell dich so, dass die Sonne seitlich oder leicht schräg von vorne kommt. Das bringt Tiefe in die Landschaft, betont Konturen und lässt Blätter durchleuchten. Eine leichte Unterbelichtung verhindert, dass helle Partien ausfressen und erhält die satten Farben.
Über Wiesen und Weiden zum Nägelehaus - der Albtrauf zeigt sich
Der Weg führt über offene Wiesen, auf denen das Gras im Gegenlicht glitzert. Die Schatten werden mit jeder Minute länger. Man spürt, dass der Tag voranschreitet, aber genau das macht die Stimmung so besonders. Immer wieder öffnet sich zwischen den Bäumen ein erster Blick hinunter ins Tal. Der Albtrauf, die markante Kante der Schwäbischen Alb, zeigt hier schon seinen Charakter: oben weite, freundliche Landschaft, wenige Schritte weiter bricht der Hang abrupt in die Tiefe.
Wir passieren das Wanderheim und Höhengasthof Nägelehaus, das in der tief stehenden Sonne fast wie angeleuchtet wirkt. Auf den umliegenden Weiden stehen alte Buchen, deren Kronen sich zu regelrechten Farbwolken verwandelt haben. Eine Bank unter einer mächtigen Buche lädt zu einer Pause ein und zu klassischen Herbstfotos: Bank, Baum, goldenes Laub, blauer Himmel.

Fototipp: Nutze Wege und Zäune als Führungslinien. Lege sie bewusst in eine Bilddiagonale, damit der Blick der BetrachterInnen vom Vordergrund in die Tiefe wandert. Ein mittleres Weitwinkel ist hier ideal, um Vordergrund und Landschaft harmonisch zu verbinden.
Raichbergturm - Panoramabühne im goldenen Spätnachmittag
Je weiter wir gehen, desto wärmer wird das Licht. Am Raichbergturm angekommen, liegt die Sonne schon deutlich tiefer und die Wälder unter uns beginnen richtig zu glühen. Wir steigen die Stufen hinauf, Stockwerk um Stockwerk. Oben angekommen genießen wir die noch etwas eingeschränkte Aussicht auf die Landschaft. Von hier hat man einen Blick auf zwei Masten und über die verfärbten Bäume und Felder. Das eigentliche Highlight der Wanderung, die Burg Hohenzollern, kann man von hier noch nicht sehen.

Naturraum Albtrauf - zwischen Fels, Wald und Trockenhang
Vom Turm aus wird klar, in welchem Naturraum wir unterwegs sind. Der Albtrauf ist geologisch gesehen die Bruchkante der Schwäbischen Alb: Hier wird die Schichtkante aus harten Kalkgesteinen sichtbar, die steil zum Vorland abfällt. Durch Erosion und Hangrutschungen haben sich über Jahrtausende Felswände, Schutthalden und tief eingeschnittene Tobel gebildet.

Ökologisch ist die Region ein Mosaik aus Lebensräumen:
- Auf den Hochflächen dominieren Buchenwälder, die im Herbst für das spektakuläre Farbspiel sorgen.
- In kühleren oder nährstoffärmeren Bereichen mischen sich Kiefern und Fichten dazu.
- An den steilen Hängen und Felsen finden sich Trockenrasen, Gebüsche und lichte Kiefernhaine, die vielen wärmeliebenden Arten Lebensraum bieten.
- Weil viele dieser Steilhänge schwer zugänglich sind, wurden sie kaum intensiv bewirtschaftet. Sie gelten als Rückzugsräume für spezialisierte Tiere und Pflanzen.
Für uns als FotografInnen bedeutet das: ständige Abwechslung. Dichte Buchenhallen, offene Felsen mit Weitblick, strukturreiche Waldränder und immer wieder kleine Details wie Moospolster, Pilze oder Flechten, die im schrägen Licht plastisch hervortreten.
Hangender Stein - dramatische Kante zur Tiefe

Der Weg führt nun näher an die Traufkante heran. Am Hangenden Stein erleben wir die Alb von ihrer dramatischsten Seite. Der Pfad schlängelt sich dicht am steilen Abhang entlang, zwischen knorrigen Kiefern und Buchen, deren Wurzeln sich an den Fels krallen. Unter uns fällt der Hang steil hinab in ein Meer aus Bäumen, das im späten Nachmittagslicht fast zu brennen scheint. Als Abenteurer konnte ich natürlich nicht von der Kante wegbleiben, lieber nicht nachmachen!

Fototipp: Nutze das Hochformat, um den Gegensatz von sicherem Pfad und tiefer Schlucht zu zeigen: oben der Weg mit Gras und Wurzeln, darunter der Absturz und das flammende Laub. Achte unbedingt auf einen sicheren Stand. Lieber einen halben Meter weiter vom Rand entfernt fotografieren und dort entspannt arbeiten können.

Hier werden wir automatisch langsamer. Es ist einer dieser Orte, an denen man gleichzeitig Staunen und Respekt empfindet. Fotografisch reizt der Hangende Stein durch die Kombination aus exponiertem Vordergrund und tiefem Hintergrund. Eine schief gewachsene Kiefer, die sich über die Kante lehnt, wird zum perfekten Vordergrundmotiv, das die Tiefe der Schlucht sichtbar macht.
Highlight der Wanderung: Hohenzollernblick - goldenes Waldmeer und Märchenburg im Abendlicht
Die Schatten werden länger, als wir den Aussichtspunkt Hohenzollernblick erreichen. Die Sonne steht nun so tief, dass sie den Wald in ein warmes, fast honigfarbenes Licht taucht. Jede Baumkrone scheint von innen zu leuchten. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich die Burg Hohenzollern auf ihrem kegelförmigen Berg scharf gegen den Himmel ab.
An klaren Tagen hat man hier einen Blick, der fast unwirklich wirkt: ein endloser Teppich aus herbstlichem Wald und darüber eine Burg, die aussieht, als wäre sie direkt einem Fantasyroman entsprungen. Jetzt, im späten Nachmittag, fängt das Licht an, immer weicher zu werden. Die Kontraste lassen nach, dafür werden die Farben noch intensiver.


Wie du siehst kannst du die Burg ganz unterschiedlich in Szene setzen. Drei Aufnahmen vom gleichen Ausgangspunkt fotografiert und im Grunde dem Gleichen Hauptmotiv, aber trotzdem sieht jedes Bild unterschiedlich aus. Wechsel die Perspektive, arbeite mit den unterschiedlichen Tiefen, nehme deine Wanderbegleitung zur Hilfe, um mehrere Bildebenen zu schaffen oder nutze unterschiedliche Objektive. Lasse deiner Kreativität freien Lauf, so entstehen die besten Bilder!
Vergangenheit der Burg Hohenzollern

Die Geschichte der Burg Hohenzollern ist eine Abfolge von Aufstieg, Zerstörung, Verfall und romantischem Neubeginn: Ihre Wurzeln reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück, der Name geht wahrscheinlich auf den “mons solarius”, den “Berg der Sonne”, zurück. Die erste, als “Krone aller Burgen in Schwaben” gerühmte Festung wurde 1423 nach langer Belagerung durch den schwäbischen Städtebund zerstört. Mitte des 15. Jahrhunderts entstand eine zweite, noch stärker befestigte Burg, die jedoch im Laufe der Jahrhunderte durch Verlagerung der Residenzen ins Tal, fehlende Pflege, Witterung und Erdbeben zur Ruine verfiel. 1819 entdeckte der kunstsinnige Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen diese Ruine neu und ließ ab 1850 die heutige, dritte Burg im neugotischen Stil errichten. Mit Hochschloss, Basteikranz und integrierter Michaelskapelle. Nach ihrer Einweihung 1867 diente sie zeitweise als preußische Garnison, später vor allem als kultureller Erinnerungsort; ab 1952 wurde sie mit Kunstschätzen ausgestattet und durch die Prinzessin-Kira-von-Preußen-Stiftung auch zu einem Ort, an dem Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen Ferien verbringen können. Ein lebendiges Bindeglied zwischen Geschichte, Repräsentation und sozialem Engagement.

Zurück durch den goldenen Wald und Einkehr im Zollersteighof
Nachdem wir die Ausblicke am Hohenzollernblick ausgiebig genossen und fotografiert haben, wird es Zeit den Rückweg anzutreten. Die Sonne steht inzwischen knapp über dem Horizont und das Licht bekommt diesen, letzten, besonders weichen Charakter.
Der Pfad führt wieder durch Buchenwälder, in denen das Abendlicht wie ein goldener Schleier zwischen den Stämmen hängt. Blätter leuchten im Gegenlicht, der Waldboden ist übersät mit warmen Brauntönen. Jetzt lohnt es sich, das Tempo noch einmal zu drosseln und ganz bewusst nach kleinen Motiven zu suchen: ein Ast mit wenigen, aber intensiv gefärbten Blättern, Lichtstrahlen, die schräg durch den Wald fallen, oder der Kontrast zwischen kühlen Schatten und warmen Lichtfleck. Nutze die Sonne aktiv als Gegenlicht, um Blattstrukturen zur Geltung zu bringen und das Lichtspiel in deiner Fotografie einzufangen und die Emotionen zu transportieren.


Schließlich treten wir aus dem Wald und erreichen das Berghotel Restaurant Zollersteighof. Der Himmel färbt sich schon sanft in Richtung Abend. Von der Terrasse aus blicken wir noch einmal über die offene Landschaft, bevor wir unsere Tassen Kaffee in der Hand halten und einen perfekten Schlusspunkt unter einen Tag, der voll war mit Licht, Farbe, Geschichte und Natur, setzen konnten.
Fazit: Ein Tag, an dem alles zusammenkommt
Unsere herbstliche Fotowanderung rund um die Burg Hohenzollern zeigt, wie reich diese Region ist: geologisch spannend, ökologisch vielfältig, historisch tief verwurzelt und gleichzeitig lebendig genutzt. Nachmittags und bis in den Abend hinein zeigt sich der Traufgang von seiner stimmungsvollsten Seite: warmes Seitenlicht, lange Schatten, leuchtende Wälder und eine Burg, die mit jeder Lichtstimmung ihre Gesicht verändert.
Wer mit Kamera unterwegs ist, findet hier alles, was das Herz begehrt: große Panoramen, intime Waldszenen, dramatische Felskanten und eine Geschichte, die jedes Bild mit Bedeutung auflädt. Und wenn man dann am Ende des Tages mit müden Beinen, vollen Speicherkarten und einem Kaffee in der Hand auf die Alb hinausschaut, fühlt sich dieser “Berg der Sonne” seiner alten Bedeutung wieder sehr nah an.


Lichtemotionist - Tobias Ackermann
Autor; Künstler

Alicia Ackermann
Co-Autor; M.Sc. Meeresbiologie




























